Gratulation: Wettbewerb "jung, schön und noch zu haben" entschieden

Unter dem flotten Titel "Jung, schön und noch zu haben" küren sieben hochkarätige Architekturkenner zwei Mal im Jahr die fünf besten Immobilien Münchens - Gewerbe- und Wohnimmobilien im Wechsel. Beurteilt werden Ästhetik, Funktionalität und Preis-Leistungsverhältnis. Bedingung für die Teilnahme ist u.a, dass die Projekte zum Zeitpunkt der Beurteilung über freie Kauf- und/oder Mietflächen verfügen und nicht älter als fünf Jahre sind. Der letzte Durchgang fand zum Thema Wohnungsbau statt. Das Preisgericht tagte am 8. November 2006, die Siegerehrung fand am 16. November 2006 statt.

Eine Ausstellung der Preisträger ist bis 8. Dezember 2006 zu sehen im
PlanTreff, Blumenstraße 31, 80331 München

jung, schön und noch zu haben

Fotos, Visualisierung: Cadman, Düsseldorf / Ralph Rieger, Robert Sprang, Maisch Wolf Architekten

Loft Wohnen Lenbach Gärten, Sophienstraße, München
Frankonia, Nettetal
Steidle Architekten, München

Beurteilung der Jury: Das Projekt der Lenbachgärten am Alten Botanischen Garten stellt eine Münchner Variante des New Urbanism dar. Es geht in diesem Quartier also grundsätzlich um den Rückgriff auf Stadtbilder der Vergangenheit. Das begrifflich etwas kapriziös wirkende "Loft-Wohnen" von Steidle Architekten, das den östlichen Teil der Lenbachgärten besetzt, fügt sich in die stadträumliche Vorgabe präzise ein. Dabei, und das ist das Besondere an diesem Beitrag zur aktuellen Stadtdiskussion, verweist die innere Organisation der Wohnungen keineswegs auf die Vergangenheit überlebter Wohnmodelle, sondern eindeutig auf die Zukunft des Wohnens in der Stadt. In den vertikal wie horizontal flexibel gestaltbaren Grundrissen sind verschiedene Lebens- und Arbeitsformen denkbar. Die variantenreichen Innenräume korrespondieren mit einer großzügigen und angenehmerweise zeitgenössisch interpretierten Fassadengestaltung. Das Loft-Wohnen zeigt - ohne sich im Fundus der Baugeschichte bedienen zu müssen - einen Weg in die Zukunft städtischer Wohnsituationen, der sich signifikant abhebt von den Banalitäten der phantasiearmen Wohnraumproduktion in Deutschland.

Wohnhaus am Arnulfpark, Helmholzstraße, München
GBWAG, München
Hierlarchitekten, München

Beurteilung der Jury: Das Projekt, die Hälfte eines städtischen Blocks, besticht durch seine präzise Formensprache sowie die Hochwertigkeit in Außenerscheinung und Ausstattung. Hierin übertrifft dieser öffentlich geförderte Wohnungsbau so manche freifinanzierte Eigentumswohnanlage. An anderer Stelle werden französische Fenster, Parkett und Fußbodenheizung noch als Luxus verkauft. Die Wohnungsgrundrisse wurden um innenliegende Loggien herum entwickelt, welche die - den Förderrichtlinien zu schuldende - Sparsamkeit der Raumzuschnitte erträglich machen. Innerhalb des kompakten Blocks sind von großzügigen Treppenhäusern erschlossene, vielfältige Grundrisse und Wohnungsgrössen untergebracht. Die dadurch angestrebte Nutzermischung wäre positiv, bleibt allerdings durch die strengen Belegungskriterien im sozialen Wohnungsbau unmöglich. Der äußeren städtisch-harten Schale antwortet im Blockinneren eine, die strenge Ordnung verlassende, lichte Fassade. Hier findet die gemeinschaftsbildende Großform des Blocks ihre Mitte in einer großzügigen und kinderfreundlich ausgestatteten Gemeinschaftsfläche.

Wohnen in der Seebauerstraße, Seebauerstraße, München
Ottmann GmbH & Co. Südhausbau KG, München
Maisch Wolf Architekten, München

Begründung der Jury: Die drei Stadthäuser nutzen die Potentiale des großzügigen, grünen Grundstücks im Münchner Stadtteil Ramersdorf optimal aus. Durch die lockere, rhythmische Anordnung der klar gegliederten, dreigeschossigen Baukörper sind die privaten, den Wohnungen zugeordneten Freibereiche blickgeschützt und ruhig. Die gemeinschaftlich zu nutzende Grünfläche ist für den städtischen Raum ungewöhnlich groß und hat durch den Erhalt des bestehenden, alten Baumbestandes eine besondere Qualität. Die Wohnräume sind alle nach Süden und Westen ausgerichtet. Durch die Terrassierung der Häuser verfügt jede Einheit über einen großen Freibereich. Durch die bodentiefen Fenster ist der Übergang zum grünen Außenraum fließend und die Wohnungen wirken trotz der kompakten Grundrisse großzügig. Die qualitätvolle Architektur Stadtvillen in der Seebauerstraße behauptet sich selbstbewusst in der heterogenen Umgebung von Ein- und Mehrfamilienhäusern und vereint die Vorzüge des städtischen Wohnens mit dem Leben im Grünen auf vorbildliche Art.

NEST Nullenergieprojekt solaR2, Heinrich-Böll-Straße, Messestadt Riem
NEST Solar Passivhaus GmbH & Co.KG, München
Architekt Joachim Nagel, Unterhaching

Begründung der Jury: Das gerade erst in Bau gehende Projekt wurde konsequent aus den technischen Anforderungen eines 'Null-Energie-Gebäudes' und dem Wunsch nach Gestaltungsfreiheit und Einbeziehung der zukünftigen Besitzer entwickelt. Dennoch wurden weder die städtebauliche Situierung (Geschoßwohnungsbau als städtischer Rücken, Reihenhäuser zum Park orientiert) noch die Gestaltung der Häuser in Form von definierten "Gestaltungsbändern" und „Fassadenbaukästen" vernachlässigt. Für die Wünsche der späteren Käufer wurde die Grundrissgestaltung - durch weite Deckenspannweiten und die Möglichkeit unterschiedlicher Fensteranordnungen - möglichst offen gehalten. Diese können auch auf die Gestaltung der geplanten gemeinsamen Einrichtungen wie Gemeinschaftsraum, Gästeappartement etc. Einfluss nehmen. Die gemeinsame Grünfläche zwischen den Häusern entspricht in ihrer Dimensionierung nicht diesem Gemeinschaftsgedanken. Allerdings gleicht der Landschaftspark, der direkt vor den Häusern liegt und sich zwischen ihnen hindurch bis hin zum Geschoßwohnungsbau erstreckt dieses Manko hervorragend wieder aus.

Wir gratulieren den Siegern und freuen uns schon auf den nächsten Contest! Weitere Informationen finden Sie bei muenchenarchitektur.de.

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