beierle goerlich „ach, ich“ - Inszenierte Architekturfotografie / Viechtach
beierle.goerlich „ach, ich“ - Inszenierte Architekturfotografie im öffentlichen Raum
beierle.goerlich
„ach, ich“
Inszenierte Architekturfotografie im öffentlichen Raum
Freitag, 28. Juli 2017 um 19.00 Uhr
„Wanderung durch die eigene Stadt“
Treffpunkt am Stadtplatz vor dem Cocobello in Viechtach
Begrüßung: Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege
Mit Jutta Görlich, Edward Beierle, Peter Haimerl
Mit Unterstützung von Schnitzer&
Die Bilder sind in Viechtach entstanden im Rahmen der Aktion Heimatloft und umspielen das Entwicklungsgebiet des kommunalen Denkmalkonzepts KDK. Sie sind als großformatige Plakate am Stadtplatz sowie als gerahmte Fotografien im Bärengässchen 2 und im Schulbeckhaus zu sehen. Die Ausstellung am Stadtplatz ist bis zum Beginn der Baumaßnahmen jederzeit einsehbar.
Die schwarze Frau in Viechtach
Viechtach ist ein Luftkurort, an einer Talschleife des Regens im Waldland. Vieh-, Leinen- und Schmalzhandel und Perlenfischer haben den Ort reich gemacht. Jetzt kommen die Touristen zum Klettern, Kanufahren, Skifahren und Wandern. Auch die schwarze Frau, eine Kunstfigur von beierle.goerlich besucht Viechtach. Sie taucht immer wieder dort auf, wo sich etwas verändert oder verändert hat. Nach Viechtach kommt sie mit dem Boot, als alles schon vorbei ist. Sie steht im demolierten Zentrum und seinen wabernden Siedlungen, sie sieht, was durch die Gleichgültigkeit der Bewohner aus den Städten wird.
Sie bleibt und wartet auf Entwicklung. Sie hört die Geschichten von Mörderinnen, Viehhändlern, Wirten und Händlern, geht in verlassene Häuser oder ihre Lücken. Währenddessen treibt sie in einer Wohnung aus Eis Wintersport, arbeitet in der Gastronomie, betreut zurückgelassene Kinder. Da in Viechtach ein Viertel des Stadtplatzes verschwunden ist, hat sie die Möglichkeit, im schon im Zentrum zu klettern und von dort in die fernen Wälder zu sehen.
beierle.goerlich
Inszenierte Architekturfotografie
Für den Menschen konstruierte Lebensräume sowie deren Inbesitznahme durch den Menschen sind Themen, für die sich Edward Beierle und Jutta Görlich in ihren gemeinsamen Projekten interessieren. Sie arbeiten als Künstlerteam schon lange zusammen, genau seit dem Unterfangen, das Leben der alten Bäuerin Cilli Sigl, in dem von Peter Haimerl revitalisierten Bauernhaus „Birg mich, Cilli!“ nachzuempfinden.
Geblieben ist seitdem die schwarzgekleidete Frau, die immer wieder an verlorenen Orten auftaucht, vor dem Abriss eines Hauses, vor einem Umbau oder wenn sich ein ganzes Dorf verwandelt. Sie stellt, legt oder setzt sich in Räume kurz vor deren Verschwinden und nicht erst kurz nach dem Verlassen-Werden, sie belebt diese noch einmal, bewohnt sie aber nicht. Die schwarzgekleidete Frau benutzt die noch in den Häusern oder im Ort vorhandenen Dinge nicht wie gewöhnlich, sondern spielt mit ihnen und gibt ihnen kurzzeitig eine mögliche Bedeutung zurück: Eine Schokoladenschüssel aus der Bäckerei wird zum Stahlhelm, ein Vorhang zum Schleier, eine Parkbank zum Beichtstuhl, ein Kaugummiautomat zum Sofa, eine Kuchentheke zum Schneewittchen-Sarg. Mit den gefundenen Gegenständen spielt sie Geschichten, aber auch Ereignisse, die erzählt wurden. Kurzzeitig schlüpft sie in die Rollen der ehemaligen Bewohner und zeigt Situationen, die stattgefunden haben könnten. Wie bei Cindy Sherman, die sich selbst fotografisch inszeniert, handelt es sich auch bei den Bildern, auf denen Jutta Görlich als schwarz gekleidete Frau abgebildet ist, um keine Selbstporträts. Vielmehr wird hier der eigene Körper als Leinwand verwendet; für die Foto-Performances wird Görlich zur Kunstfigur, die sich an verlassenen Orten aufhält, mit dem dort Zurückgelassenen interagiert und sich in Bezug zu ihrem Umfeld setzt.
Edward Beierle
geb. 1968 in München, ist seit 1995 als freier Fotodesigner mit den Schwerpunkten Portrait, Bildjournalismus, People und Landschaft international für Magazine und Agenturen tätig. Seine Ausbildung erfolgte an der staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München. Als bildender Künstler ist er u. A. Mitglied der Künstlergruppe “Jeansgruppe”, “atelierheld” und arbeitet, neben eigenen Projekten, projektbezogen mit verschiedenen Künstlern und Gruppen in den Bereichen Foto-/Videokunst und Performance zusammen.
Jutta Görlich
geb. 1971 in Straubing, studierte Germanistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilian-Universität München, danach an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie ist Teil des Büros Peter Haimerl und arbeitete bei „Cocobello“, bei „Birg mich, Cilli!“ und beim „Konzerthaus Blaibach“ mit.
Fotos: Edward Beierle, Fanny Haimerl
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